3. Mai 2023
Die Bahnstrecke zwischen Leipzig und Chemnitz soll größtenteils zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden, für einen dichteren Takt, eine schnellere Verbindung und den Fernverkehr. Die Planungen für den südlichen Abschnitt laufen auf Hochtouren. Wir blicken hinter die Kulissen.
Teamsitzung bei DB InfraGO in Leipzig. 18 Ingenieur:innen sind hier mit der Planung des Projekts Ausbaustrecke Leipzig–Chemnitz beschäftigt. Es teilt sich in drei Projektgruppen auf, eine ist für das kaufmännische, eine für das technische Projektmanagement zuständig, das dritte Team kümmert sich um die Projektsteuerung. Erfahrene Fachexpert:innen arbeiten Hand in Hand mit Externen und DB-Neulingen, die mit ihrer Sicht von „außen“ das Projekt voranbringen.
Projektleiterin Karen Artelt nutzt digitale Tools, um das gesamte Team immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Es gab großes Lob aus der Politik, berichtet sie. Die ersten Bürgerdialoge seien erfolgreich gewesen, auch wegen BIM. Building Information Modeling (BIM) ist das Zauberwort für die Planung. Zu Deutsch etwas sperrig: „Bauwerksdatenmodellierung“. Dabei wird das Bauwerk als virtuelles Modell visualisiert. „Mit einer solchen Visualisierung kann man die Planung Laien viel besser erklären als mit klassischen ausgedruckten Plänen“, erklärt die BIM-Managerin Cindy Carl . Karen Artelt ergänzt, dass der Vorteil vor allem in der Abstimmung liege: „Mit BIM gibt es eine Kollisionsprüfung.“ Dabei werden Fachgewerke und Teilprojekte mit den angrenzenden Projekten abgestimmt. „Wenn man gemeinsam am Modell arbeitet, rückt man zusammen“, so die Projektleiterin.
Gemeinsam, das ist wichtig. Denn die Herausforderung ist groß. Ziel ist die Inbetriebnahme des südlichen Abschnitts von Chemnitz nach Geithain bis 2029. Auf den 37 Kilometern Strecke gibt es insgesamt 30 Eisenbahnbrücken, darunter etliche Denkmäler, dazu noch sechs Straßenüberführungen und mindestens 50 Durchlässe. Die Strecke führt durch Naturschutzgebiete und soll elektrifiziert und bis auf 2,6 Kilometer zweigleisig ausgebaut werden. „Eine komplette Zweigleisigkeit wäre wirtschaftlich nicht vertretbar“, sagt Karen Artelt.
Finanzierung ist große Herausforderung
Da die Finanzierung des Ausbaus des südlichen Abschnitts aus unterschiedlichen Finanzierungstöpfen, u.a. aus dem Sofortprogramm „Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG)“ bereitgestellt wird, steht das Projektteam täglich vor großen Herausforderungen. So muss die Öffentlichkeit besonders frühzeitig beteiligt werden und das Projektteam muss sogenannte Scooping-Verfahren durchlaufen. In diesem Projekt kommen die neuen Regelungen zum Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz zur Anwendung, hier betreten alle Projektbeteiligten Neuland. Dabei ist die Beteiligung von Politik und Öffentlichkeit im Rahmen des Strukturwandels der Region besonders intensiv und sensibel. Die Planung für den Nordabschnitt zwischen Geithain und Leipzig wurde durch das Bund-Länder-Koordinierungsgremium (BLKG) beschlossen – aktuell finden dazu Gespräche statt.
Die Vorplanungen für den südlichen Abschnitt sind nun abgeschlossen. Das Team geht jetzt in die nächste Phase über und beginnt mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Bereits vor drei Jahren hatte DB InfraGO die Strecke umfangreich vermessen lassen. In der Zwischenzeit haben sich die Finanzierung und auch die Gesetzeslage verändert, dennoch fließen die Ergebnisse in die Planungen mit ein. Die Bauarbeiten am Südabschnitt sollen nach derzeitigem Stand 2026 mit der Erneuerung einer Eisenbahnüberführung beginnen. In der Hauptbauphase, voraussichtlich 2028 und 2029, wird die Strecke für etwa anderthalb Jahre komplett gesperrt werden.
Mit der Elektrifizierung und dem dann deutlich höheren Anteil an Zweigleisigkeit wird die Strecke auch für den Fernverkehr tauglich sein und Chemnitz, immerhin Sachsens drittgrößte Stadt, deutlich besser an das Fernverkehrsnetz angebunden.
Weitere Infos: bauprojekte.deutschebahn.com/p/leipzig-chemnitz
(DB Welt Redaktion/JF)