25. November 2022, 07:30
Petra Meid ist seit 30 Jahren im konstruktiven Ingenieurbau im Regionalbereich West tätig. Warum sie schon an ihrem ersten Arbeitstag bleibenden Eindruck hinterlassen hat, woher ihre Faszination für Brücken kommt und warum ihr Spaß an der Arbeit bis heute nicht nachgelassen hat.
Wenn Petra Meid von ihrer Arbeit erzählt, leuchten ihre Augen und Brückenbau klingt plötzlich auch für Menschen, deren Interessen anderweitig liegen, nach einem absoluten Traumberuf. Sie hat es geschafft, ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen im Beruf zu verwirklichen und geht diesem nach wie vor mit großer Leidenschaft nach. „Brücken verbinden Orte und Menschen, das hat mich schon immer fasziniert”, schwärmt sie.
Sie selbst verbindet mit jedem ihrer Projekte eine Besonderheit oder Geschichte, keine Brücke sei wie die andere. „Es kommt regelmäßig vor, dass ich sage, den Fall hatten wir ja noch nie”, lacht sie. Ihre persönliche Lieblingsbrücke sei die Forth Bridge, eine zweigleisige Eisenbahnbrücke über den Fluss Firth-of-Forth in Schottland und die erste Brücke, die vollständig aus Stahl hergestellt wurde. „Seit dem Studium fand ich die schon schwer interessant, weil sie mir einfach ein statisches System erläutert hat,” erzählt die Brückenexpertin.
Über 90 Brücken in sieben Jahren
Allein zwischen 2015 und heute hat Petra Meid mit ihren Teams über 90 Brücken erneuert. Aktuell ist sie als Projektleiterin und selbsternanntes “Mädchen für alles” für vier Teams verantwortlich, mit denen sie 75 Brückenprojekte im Kreis Köln betreut, acht davon in Bauausführung. Dazu zählt auch eine neue Eisenbahnüberführung in Kohlscheid bei Aachen. Seit März 2022 ist das Projekt in Arbeit, bis April 2023 soll es vollständig abgeschlossen sein. Am Tag bevor der Halbrahmen für die neue Eisenbahnüberführung eingeschoben wurde, war Petra Meid nochmal vor Ort, um sich die Vorbereitungen anzusehen.
Der Prozess von der Planung bis zur fertigen Brücke umfasst meist mehrere Monate. Der Umbau selbst wird jedoch in wenigen Wochen abgewickelt. Der Halbrahmen für die neue Eisenbahnüberführung wurde unmittelbar neben der alten angefertigt. Währenddessen war diese noch im Einsatz. Zwischen dem 11. und dem 25. November 2022 wurde die Strecke dann für den Zugverkehr gesperrt, die alte Brücke gesprengt und der neue Halbrahmen eingeschoben. Dafür hat ein sogenanntes SPMT-Fahrzeug (kurz für Self-Propelled Modular Trailer) den Halbrahmen angehoben und an die endgültige Position gefahren. Daraufhin konnten die Gleise wieder verbunden und mit den Arbeiten außerhalb des Gleisbereichs losgelegt werden. Diese beinhalten in der Regel das neue Verlegen von Kabeln sowie Anpflanzungen in den Böschungsbereichen.
Da die Baustelle mitten in einer ruhigen Nachbarschaft liegt, wird auf ein gutes Verhältnis mit den dort lebenden Menschen geachtet. „Eine offene Kommunikation mit den Anwohnenden beugt auch Komplikationen oder Verzögerungen durch eventuelle Beschwerden vor'', erzählt Petra Meid.
Kommunikation ist die halbe Miete
Schon an ihrem ersten Arbeitstag als Bauingenieurin bei der Deutschen Bahn hinterließ Petra Meid mit ihrer offenen und direkten Art einen bleibenden Eindruck. Ihr Chef erwartete sie bei ihrer Rückkehr vom ersten Termin mit einem breiten Grinsen und meinte, die Kollegen hätten schon angerufen und gefragt: „Darf sie so mit uns reden?” Doch Petra Meid hat das nicht groß gestört: „Als Frau bin ich aufgefallen, ja, aber das war nicht unbedingt negativ. Außerdem glaube ich, es ist schon die halbe Miete, wenn man selbstbewusst ist und gut kommunizieren kann.”
Heute sähe das mit der Geschlechterverteilung bei Bauingenieur:innen ohnehin ganz anders aus: Ihre Teams seien eine bunte Mischung aus Männern und Frauen. „Männer überwiegen zwar noch, doch dass eine Frau Brücken baut, ist nicht mehr so selten”, erzählt Petra Meid. In ihrer jetzigen Rolle als Führungskraft legt sie auch bei ihren Teams Wert auf gute Kommunikation. Nach Hilfe zu fragen ist immer erwünscht. „Meine Mitarbeitenden sollen sich wohlfühlen können und vor allem, genau wie ich, Spaß an der Arbeit haben”, sagt Petra Meid. So freut sie sich schon auf alle kommenden Brückenprojekte. Nach ihrem Besuch auf der Baustelle in Kohlscheid, fährt sie gut gelaunt auf direktem Wege weiter zum nächsten Einsatzort.
Pontifex Maxima ist Latein für "die oberste Brückenbauerin". Die männliche Form, Pontifex Maximus ("der oberste Brückenbauer") bezeichnete ursprünglich den obersten Wächter des altrömischen Götterkults und war der Titel für die obersten Priester Roms. Später ging die Bezeichnung auf die Päpste über.
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(DB Welt Redaktion, NMN)